AUF DER BULT bis heute

Die Neugeborenenabteilung wurde weiter ausgebaut und entwickelte sich zu einem Zentrum für Früh- und Neugeborene mit großer Intensivstation. 1997 eröffnete das Kinderkrankenhaus auf der Bult in Zusammenarbeit mit mehreren hannoverschen Geburtskliniken das erste Perinatalzentrum (PNZ) in Hannover überhaupt. In den Räumen der Henriettenstiftung in Hannover-Kirchrode. 2012 feierte das PNZ Hannover sein 15-jähriges Bestehen. In diesem Zeitraum wurden 3715 Kinder behandelt, von denen 614 weniger als 1500 Gramm wogen. 435 Zwillingspärchen und 39 Drillingsgeburten wurden betreut.

Die Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) wurde ein weiterer Schwerpunkt. Heute sind sechs Diabetesberaterinnen im Haus tätig, mehr als in jeder anderen vergleichbaren deutschen Einrichtung. Mit über 700 Diabetespatienten ist das Kinder- und Jugendkrankenhaus das größte Zentrum im deutschsprachigen Raum. Seit 2011 ist es eines von zwölf pädiatrischen Behandlungseinrichtungen in Europa, die von der Europäischen Gemeinschaft als Referenzzentrum anerkannt wurden. Mit dem KiCK-Programm wurde zudem ein Programm für übergewichtige Jugendliche etabliert und zertifiziert. Anfang 2001 wurde der Bereich „Klinische Forschung“ mit Studien zu neuen Diabetesmedikamenten und Insulinpumpen geschaffen. Das Kinder- und Jugendkrankenhaus hat außerdem einen überregional guten Ruf in der Unfallchirurgie, seit 1990 gibt es die beiden einzigen Intensivbetten für schwer brandverletzte Kinder in ganz Niedersachsen. Bis heute sind die modernsten Technologien in der bildgebenden Diagnostik im Einsatz.

Die kinder- und jugendpsychiatrische Abteilung ist die einzige umfassende Behandlungsmöglichkeit für Kinder mit psychiatrischen Erkrankungen im Großraum Hannover. Am 1. Juli 1999 wurde die Suchttherapiestation Teen Spirit Island mit 12 Plätzen eröffnet. 2010 kamen sechs weitere Plätze in einem neuen Anbau dazu. Es konnten nun erstmalig in Deutschland auch Jugendliche mit Internet- und Computersucht stationär aufgenommen werden. Insgesamt umfasst die Abteilung inzwischen 106 Plätze.

Im Jahr 2000 wurde die kindermedizinische Tagesklinik in Betrieb genommen. Kinder mit Nahrungsmittelallergien, Stoffwechselerkrankungen, Asthma, Rheuma, Anfallsleiden und anderen neurologischen Erkrankungen, chronischen Bauchschmerzen oder Verstopfungen sowie Gedeihstörungen gehören zur Klientel. Zum 1. September 2003 war die ambulante kinderärztliche Notfallversorgung (heute Bereitschaftsdienstpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen) vom Ärztehaus am Schiffgraben ins Kinderkrankenhaus umgezogen. Seitdem behandeln hier niedergelassene Kinderärzte Patienten, die außerhalb der Praxiszeiten eine Untersuchung benötigen.

Nach sechsmonatigem Umbau wurde die neue Intensivstation am 18. Januar 2010 eröffnet. Ärzte und Pflegekräfte kümmern sich rund um die Uhr um die Patienten, die intensiv betreut werden müssen. Zusätzlich soll die Möglichkeit einer Intermediate-Care-Einheit geschaffen werden, für Patienten, die einen Überwachungs- und Behandlungsbedarf haben, der zwischen den Möglichkeiten einer Krankenstation und dem Angebot einer High-End-Intensiveinheit liegt. Das gilt auch für Patienten, die eine pumpengesteuerte Medikamentenabgabe in den Rückenmarkskanal zur Therapie schwerer spastischer Störungen erhalten. 2002 wurde die erste intrathekale Baclofen-Pumpe implantiert. Mittlerweile werden so viele Patienten damit versorgt, dass das Kinder- und Jugendkrankenhaus das zweitgrößte Zentrum für diese spezielle Therapie in Deutschland ist. 2009 folgte die erste Implantation eines Vagusnerv-Stimulators zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit schweren Epilepsien. Die Bult ist außerdem zertifiziertes Epilepsiezentrum. Das Kinder- und Jugendkrankenhaus als direkter Nachfolger der ehemaligen „Kinderheule“ gilt heute als führend in Behandlung, Betreuung und Pflege.