Der Anfang
Am 31. Oktober 1863 versammeln sich ehrenhafte Bürger der Stadt Hannover und Linden. Sie wollen etwas unternehmen gegen die unhaltbare Situation von kranken und armen Kindern. Und so beschließen sie, einen Verein für eine hannoversche Kinderheilanstalt zu gründen. Mitglied des Vereins konnte jede Person werden, auch Organisationen – damals nannte man das „Gesellschaft“ oder „Corporation“ – konnten beitreten. Unterschieden wurden zwischen Stiftern und ordentlichen Mitgliedern. Die Stifter sind übrigens heute auf der Stiftertafel im Eingangsbereich des Kinderkrankenhauses auf der Bult verzeichnet. Einzelpersonen finden sich dort, aber auch namhafte Firmen. Angeführt wird die Liste von Seiner Königlichen Hoheit Albrecht Prinz von Preußen, Regent des Herzogtums Braunschweig, verstorben 1906.
Schon am 24. April 1865, drei Monate nach der Gründung, wurde die erste Poliklinik im Hause der Witwe Giese in der Calenberger Straße 43, einem gemieteten Vereinslokal, eröffnet. Die Sprechstunden, die der ärztlichen Versorgung von kranken Kindern armer und minderbemittelter Eltern dienten, fanden sehr rasch großen Zuspruch, zumal Arzneimittel umsonst verabreicht wurden. Erster Ärztlicher Direktor in der Geschichte der Kinderheilanstalt war Sanitätsrat Dr. Meyenberg, die Krankenpflege leitete die Oberin Helena von Platen. Meyenberg berichtete von „greisenhaft aussehenden, zum Skelett abgemagerten Kindern“. Während die Eltern arbeiteten, blieben die Kinder sich selbst überlassen. Pflege und Fürsorge wurden laut Meyenberg „nicht für wichtig gehalten“. So litten die Kinder häufig an den Spätfolgen von Scharlach und Masern, an „schleichender Brustkrankheit“, waren „wassersüchtig“ oder ausgezehrt. Der Ansturm war so groß, dass die Ärzte häufig Überstunden machen mussten. Die meisten kamen aus dem Arbeiterviertel Linden mit seinen Elendsquartieren.
Am 6. Juni 1875 eröffnete die Hannoversche Kinderheilanstalt ihr erstes eigenes Krankenhaus. Möglich geworden war das dadurch, dass der Vaterländische Frauenverein dem Verein für die Kinderheilanstalt beigetreten war und die hohe Summe von 5.000 Thalern mitgebracht hatte. Das Kinderkrankenhaus, untergebracht im Hause Lehzenstraße 11 in der hannoverschen Südstadt, verfügte über 30 Betten. Auch die Poliklinik wurde dorthin verlegt. 1879 übernahm Sanitätsrat Dr. Hüpeden die Direktion. Seine Nachfolge traten 1895 der Chirurg Dr. Ludwig Kredel und der Neurologe Dr. Ludwig Bruns an. 21 Jahre lang trugen die beiden Ärzte erheblich zum Ansehen der Hannoverschen Kinderheilanstalt bei. Die Patietenzahlen stiegen indessen stetig an.